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Digitale Bilder evozieren die Frage nach dem Individuellen, nach der Leistung des Künstlers. Dieser Diskurs ist nicht neu. Künstler haben sofort nach Erfindung der Fotografie diese als Vorlage genutzt, Fotografen haben sich im Pictorialismus an der Ästhetik der Malerei orientiert. Erklärtes Ziel des Pictorialismus war es, die Fotografie als vollwertiges künstlerisches Ausdrucksmittel zu etablieren. Auch die fotorealistischen Tendenzen im 20. Jahrhundert verweisen auf ein enges spannungsvolles Wechselspiel von Malerei und Fotografie, das 25 Jahre nach Photoshop durch die Möglichkeiten der digitalen Bildentstehung und -bearbeitung wichtige neue Impulse bekommen hat.

Die Verknüpfung digitaler Medien mit Zeichnung oder Malerei reflektiert Begriffe wie Kunst und Nichtkunst, das Verhältnis von analogen und digitalen Bildentstehungsprozessen stellt die Frage nach dem Wozu. Das Original, umgeben mit dem Begriff der Aura, wird seit je her als einzigartig und echt gesehen, das digitale Bild dagegen in seiner Produzier- und Reproduzierbarkeit als schnelllebig und flüchtig. Der Blick verschiebt sich vom drohenden "Bedeutungsverlust des Realen" durch die Flut der Bilder zum genauen Beobachten des digitalen Bildcodes selbst: mit seinen diskreten Zeichen geht das technische Bild neue Beziehungen zum analogen Bild ein – sei es gezeichnet, gemalt oder fotografiert. Dieses neue Beziehungsverhältnis zwischen den beiden grundsätzlich verschiedenen Medien ist es, das die Inhalte, die es transportiert, neu lesbar macht.