Marion Kreißler und Martin Conrath

Boten

11. Juli 2008


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”boten” erzählt über die Geschichte eines Ortes, über seine Transformationen, Funktionalisierungen und Besetzungen vor dem Hintergrund verschiedener ideologischer Modelle und zeigt deren Konsequenzen als mittlerweile historische Spuren. Was verbindet ein Freilichtmuseum mit einer Infanterieschule und ein Wildgehege mit Panzerminen? Die sehr differenten Sinnzuweisungen profilieren ein ansonsten abstraktes Niemandsland und erörtern einen erstaunlichen historischen Fortschritt. Die Video-Foto-Installation besteht aus einer synchronisierten Video-Doppelprojektion sowie einer Ausstellung von 80 Fotos, die typologisch und vergleichend Motive aus einem ehemals militärisch genutzten Gelände in der Nähe von Berlin zeigt.
Der Truppenübungsplatz Döberitz,1896 eingerichtet von der preußischen Armee, wurde in der Folge von der Reichswehr, der Wehrmacht und der Sowjetarmee bis 1991 genutzt und militärisch ausgebaut. Seit 1992 stehen 90% des Geländes unter Naturschutz und seit 2004 wird es teilweise von der Heinz-Sielmann-Stiftung als Wildgehege bewirtschaftet. Am nördlichen Rand des Geländes befanden sich vier Kasernenkomplexe und das Olympische Dorf, 1935/36 von den Nationalsozialisten gebaut. Es wurde nur einige Wochen von olympischen Athleten bewohnt, danach diente es bis 1945 als Infanterieschule. 1947 wurden alle Gebäude von Einheiten der sowjetischen Armee besetzt. Nach deren Abzug 1992 verfielen die Gebäude und das Gelände verwilderte. 2004 wurde das Olympische Dorf von der DKB Bank erworben und erfährt seither Restaurierungsmaßnahmen, die touristisches Interesse wecken möchten. Die übrigen Kasernen dienen bislang inoffiziell Jugendlichen als Abenteuerspielplatz, werden aber seit 2004 sukzessive abgerissen.