Mittwoch Philosophische Reihe Matthes & Seitz

11. Juni 2014


matthes&seitz


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froehliche wissenschaft oqbo 2014 from Christian Bilger on Vimeo.




Mittwoch Philosophische Reihe Matthes & Seitz

Seit sieben Jahren erscheint Fröhliche Wissenschaft bei Matthes & Seitz. Andreas Rötzer, Initiator und Herausgeber der Reihe, erklärt deren Konzept und verlegerische Intention.

Die Reihe Fröhliche Wissenschaft könnte keinen treffenderen Titel tragen. Fröhlich ist sie schon allein durch Form und Farben ihrer kleinen Bändchen und wissenschaftlich durch ihren Inhalt und Anspruch. Die neue Reihe aus dem Berliner Verlag Matthes & Seitz belebt ein unverzichtbares Genre. Wissenschaft kann durchaus fröhlich sein, das weiß man nicht erst seit Nietzsche. Gemäß dieser Erkenntnis hat der Verlag eine Reihe wissenschaftlicher Essays ins Leben gerufen, die aktuelle geistes- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen aufgreifen und diskutieren

2010 sagte der Laudator Michael Krüger zur Verleihung der Prix de l'Académie de Berlin: ..."Insofern ist es Andreas Rötzer, Geschäftsführer von Matthes & Seitz hoch anzurechnen, dass er eben nicht auf die Ware Aufmerksamkeit setzt. Denn obwohl die Schriften aus der hauseigenen, von Nietzsche inspirierten Reihe Fröhliche Wissenschaft alles andere als zahme, intellektuelle Langweiler sind, haben sie es bisher kaum ins deutsche Feuilleton geschafft. Das dürfte zum einen daran liegen, dass es sich bei Autoren wie Eric Voegelin, Jean Baudrillard und Arthur Rimbaud um zeitlose, aber vergessene Klassiker handelt. Zum anderen dürfte es auch in der Themenwahl selbst begründet sein. Die 72 Seiten starke Schrift des aus Südkorea stammenden und in Deutschland lehrenden Philosophieprofessors Byung-Chul Han namens "Die Müdigkeitsgesellschaft" etwa widmet sich nichts weniger als einer Gesellschaft, die an einem Übermaß von Positivität leidet. Sie kennt, so Han, nur Leistungsgrenzen nach oben und führt ihre Bewohner damit auch in die Depression oder den Burn Out. Als Alternative verlangt er einen grundlegenden Ausstieg aus der Reizüberflutung durch positive Müdigkeit und die Entdeckung der nur langsam wachsenden Form: "Die Müdigkeit gliederte (…) – das übliche Gewirr durch sie rhythmisiert zur Wohltat der Form – Form, soweit das Auge reichte", zitiert Han Peter Handke. Hans spannende Ideen hätten in Deutschland wohl höchstens einen staatlich subventionierten Universitätsverlag gefunden, wäre nicht Matthes & Seitz gewesen.
Insofern hat Matthes & Seitz den Prix de l'Académie de Berlin verdient. Nicht nur für die Publikation "intellektueller Leckerbissen", wie Krüger die Bücher des Verlags nannte, sondern vor allem für großen unternehmerischen Mut.