»Das Diagramm«, schreibt Deleuze in seinem Buch zu Francis Bacon, »ist zwar ein Chaos, aber auch der Keim von Ordnung [...].«
Als grafische Darstellung von Daten kann das Diagramm die unterschiedlichsten Formen annehmen. Die philosophische Diagrammatik bewegt sich auf der
Trennlinie zwischen Ordnung und Unordnung, Komplexität und Komplexitätsreduktion. Es gehört zur impliziten Gewalt der diagrammatischen Praxis, dass sie die
Überkomplexität eines unübersichtlichen Sachverhalts mit Hilfe von Reduktion zu bändigen versucht. Nicht selten geht dies einher mit einer Entschärfung und
Reduktion der heterogenen Mannigfaltigkeit des Seienden auf etwas was sie nicht ist. Für Marcus Steinweg ist es für die diagrammatische Praxis schlussfolgernd
unerlässlich, statt ihre Gewaltsamkeit zu verbergen, sie mit auszustellen.
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Marcus Steinweg
WAS iST EIN DIAGRAMM?
»Das Diagramm«, schreibt Deleuze in seinem Buch zu Francis Bacon, »ist zwar ein Chaos, aber auch der Keim von Ordnung [...].«
Als grafische Darstellung von Daten kann das Diagramm die unterschiedlichsten Formen annehmen. Die philosophische Diagrammatik bewegt sich auf der
Trennlinie zwischen Ordnung und Unordnung, Komplexität und Komplexitätsreduktion. Es gehört zur impliziten Gewalt der diagrammatischen Praxis, dass sie die
Überkomplexität eines unübersichtlichen Sachverhalts mit Hilfe von Reduktion zu bändigen versucht. Nicht selten geht dies einher mit einer Entschärfung und
Reduktion der heterogenen Mannigfaltigkeit des Seienden auf etwas was sie nicht ist. Für Marcus Steinweg ist es für die diagrammatische Praxis schlussfolgernd
unerlässlich, statt ihre Gewaltsamkeit zu verbergen, sie mit auszustellen.
Von Marcus Steinweg ist in der Ausstellung sein Diagramm The Subject Of Art von 2011 zu sehen. Zu seinen Diagrammen aüßert er sich folgendermaßen:
1) Ich mache Diagramme.
2) Jedes Diagramm ist die Formalisierung einer Idee.
3) Die Idee kann ein einzelner Begriff sein, der in ein Verhältnis zu anderen Begriffen gesetzt wird, oder ein Ensemble von Begriffen: eine Begriffswolke.
4) Es gibt keinen Begriff, der nicht bereits eine Begriffswolke wäre.
5) Begriffswolken verdichten Transparenz mit Intransparenz, Einfachheit mit Komplexität.
6) Mal kann man durch die Wolke hindurchsehen und alles ist klar, mal unterbricht die Wolke die Sicht und nimmt einem die Orientierung.
7) Die Diagramme müssen so klar wir möglich sein, aber sie dürfen keine Klarheit vortäuschen.
8) Nie geht es darum, einen "ästhetischen Mehrwert" zu erzeugen.
9) Es geht um einen Gedanken, um Philosophie.
10) Was klar ist, kann nur richtig sein.
Der Philosoph und Künstler Marcus Steinweg lebt und arbeitet in Berlin. Er hält zahlreiche Vorträge im In- und Ausland. Steinweg ist Mitherausgeber der Zeitschrift
»Inaesthetics« im Merve Verlag.
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